Ein Büstenhalter, ein Hut und … ein Gruß vom Führer

Mit weit aufgerissenen Augen starrten meine Mutter und ich aus dem Fenster … amerikanische Panzer rollten langsam die Straße entlang. Ihre Geschützrohre waren auf unser Haus gerichtet.

Xenia Stengel (Pseudonym) erzählt ihre subjektiven Erlebnisse aus den Jahren von 1928 bis 1945.

Den Flug der „Hindenburg“, die Unruhen zur Zeit der Weimarer Republik, den Röhm-Putsch, die Machtergreifung durch die Nazis, die Reichskristallnacht, den Ausbruch des 2. Weltkriegs, Bombennächte und Fliegeralarme und schließlich das Ende des 3. Reiches hat die inzwischen Einundneunzigjährige als Zeitzeugin miterlebt.

Xenia Stengel erzählt aber auch in ansprechender Art vom Kinderheim am „Frischen Haff“, den Ferien im Riesengebirge, dem Pflichtjahr auf einem Rittergut in Mecklenburg und lässt viele andere unmittelbar erlebte Episoden und Begebenheiten aus ihrer Kindheit und Jugend Revue passieren.

Zur Entstehung des Buches:

Auf einem alten Bauernhof in der Dordogne lernte der Rösrather Autor Rolf Bellartz (Heidenangst u.a.) eine Frau namens Xenia Stengel kennen.

Zusammen mit einem bunt gemischten Haufen von Leuten aus verschiedenen Generationen war die inzwischen einundneunzigjährige Seniorin in den Süden Frankreichs gekommen, um dort den Sommer zu verbringen.

Unter einem uralten Walnussbaum sitzend, erzählte die rüstige, alte Dame  Erlebnisse aus ihrem bewegten Leben.

Zwölfjährige Mädchen, sechzehnjährige Jungen, Erwachsene um die dreißig sowie eine Handvoll Endvierziger saßen um Xenia Stengel herum und lauschten gebannt ihren Erzählungen aus Kindheit und Jugend zur Zeit des Dritten Reichs.

Als die alte Dame ihre Schilderungen schließlich mit dem Heiligen Abend des Jahres 1945 abschloss, zeigten sich die Zuhörer tief bewegt und gaben zu verstehen, dass sie überwiegend bislang nur über unzureichende Kenntnisse der dargestellten Zeit verfügten. Vor allen Dingen war sie ihnen noch nie aus der Sicht eines damals jungen Mädchens nahe gebracht worden war.

„Du bist eine Zeitzeugin, deren Geschichte für die Nachwelt festgehalten werden muss“, sagte man Xenia Stengel. Bald gebe es niemanden mehr, der aus diesem Zeitabschnitt noch erzählen könne.

Bald schon keimte in Bellartz der Gedanke, Xenia Stengels Geschichte niederzuschreiben.

Nach anfänglichen Bedenken der Seniorin, war sie schließlich doch bereit, dem Rösrather Autor ihr Leben in chronologischer Reihenfolge zu erzählen. In zahlreichen Sitzungen entstanden Tonbandaufnahmen von nahezu sechs Stunden Länge.

Der Flug der „Hindenburg“, die Unruhen zur Zeit der Weimarer Republik, der Röhm-Putsch, die Machtergreifung durch die Nazis, die Reichskritallnacht, der Ausbruch des 2. Weltkriegs, Bombennächte und Fliegeralarme und schließlich der Zusammenbruch des 3. Reiches flossen aus ihr heraus.

Aber auch an persönliche Ereignisse wie den Aufenthalt im Kinderheim am „Frischen Haff“, die Ferien im Riesengebirge sowie an das Pflichtjahr auf einem Rittergut in Mecklenburg konnte Xenia Stengel sich noch erinnern, als lägen diese Erlebnisse erst kurze Zeit zurück.

„Das Schreiben ging dann viel leichter von der Hand, als ich zunächst gedacht hatte“, sagt Rolf Bellartz.

Im ständigen Austausch mit der Zeitzeugin entstand eine Autobiografie, die durch stellenweise eingesetzte Dialoge und Handlungssequenzen romanhafte Züge aufweist und in der es oft sogar richtig spannend wird.



Xenia Stengel

Xenia Stengel wurde 1928 in Krefeld geboren. Ihre Mutter kam aus Brasilien, der Vater stammte aus dem Sudetenland.

Durch die Arbeitslosigkeit des Vaters zur Zeit der Weimarer Republik bedingt, lebte die Familie zunächst in tiefer Armut.

Im Zuge der Machtergreifung durch die Nazis bekam Xenias Vater, ein gelernter Techniker, Arbeit, wodurch sich der Lebensstandard der Familie zum Positiven hin änderte.

Durch einige schwere Krankheiten und zahlreiche Umzüge innerhalb Deutschlands, gestaltete sich Xenias Kindheit und Jugend anders als die gleichaltriger Mädchen.

Die Schule konnte nur sporadisch besucht werden, Freundschaften mit anderen Kindern waren selten.

Erst beim Umzug nach Bad Hönningen im Rheinland erlebte Xenia das, was als „endlich angekommen“ zu bezeichnen gewesen wäre.

Der Ausbruch des 2.Weltkriegs beendete dann jedoch alsbald die gerade begonnene, unbeschwerte Zeit der Jugend.

Am Rand des Überlebens wurde sie schließlich mit ihrer Mutter nach Thüringen evakuiert und erlebte – anders als viele Landsleute, Bekannte und Freunde – das Ende des 3. Reiches unter einmarschierenden Amerikanern und Russen.